Mieterinitiativen Stuttgart fordern Stopp von Fassadendämmung
Stuttgart, den 20.6.2017
Mit Entsetzen und großer Betroffenheit haben wir auf den Grossbrand des Grenfell Tower reagiert. Für die Fassadendämmung und die optische Aufhübschung eines Blocks wurden hohe Risiken für die Mieterinnen und Mieter in Kauf genommen. Die Behörden gehen inzwischen von 79 Toten aus.
Mit Polystyrol, besser bekannt als Styropor, gedämmte Häusser können überall genauso zur Todesfalle werden wie in London.
Während der bayrische Innenminster Joachim Herrmann nach dem Inferno von Grenfell Tower die Fassadendämmung auf den Prüfstand stellen will, gibt es bisher keine Reaktion aus dem Stuttgarter Rathaus.
Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart hat mit seinem Konzept „Urbanisierung der Energiewende in Stuttgart“ im Interesse der Bau- und Immobilienlobby ein Bekenntnis zur Fassadendämmung abgegeben. Wörtlich heißt es auf Seite 31: „Durch die aktuelle Kampagne gegen das Dämmen sollte sich niemand verunsichern lassen. Fachgerechtes Dämmen ist ein unverzichtbarer Teil der Gebäudesanierung“. „Das ist absolut zynisch. Kein fachgerechtes Dämmen, kein Rauchmelder, kein Brandriegel kann meiner Meinung nach verhindern, dass Styropor, wenn es einmal brennt, mit extremen Auswirkungen verbunden ist. Vor allem der Rauch in Verbindung mit den Verbrennungsgasen wird zu einer tödlichen Gefahr für die Bewohner“, so Walter Farkas, Mieter in einem mit Styropor gedämmten Block der SWSG in Stammheim.
Die Mieterinitiativen Stuttgart lehnen die Dämmung von Hausfassaden mit Styropor ab. Es ist längst erwiesen, dass diese Dämmung brandgefährlich, ineffizient und umweltschädlich ist. Spätestens nach dem Inferno in Grenfall Tower muss jetzt sofort Schluss gemacht werden mit der völlig unsinnigen und gefährlichen Styroporverpackung von Häusern. Von der Stadt Stuttgart verlangen die Mieterinitiativen, dass sie sofort alle begonnenen und geplanten Fassadendämmungen mit Styropor bei der SWSG und allen anderen Gebäuden stoppt und nicht länger mit städtischen Geldern subventioniert.
Nach Meinung der Mieterinitiativen Stuttgart geht es bei der Fassadendämmung nur um Profite. Für die mächtige Styroporlobby und die Bauindustrie ist die Fassadendämmung ein höchst profitables Geschäft. Den Immobilienunternehmen geht es bei der Fassadendämmung um die Aufwertung von Wohnungen mit dem Ziel drastischer Mieterhöhungen bei gleichzeitigen Steuerersparnissen. „Es geht nicht um Energieeinsparung. Es geht um höhere Mieten. Uns ist kein Fall von Fassadendämmung bei der SWSG bekannt, mit der es zu der versprochenen Reduzierung der Energiekosten gekommen ist“, so Ursel Beck vom Vorstand der Mieter/Bürgerinitiative Hallschlag.
„Die Vonovia will jetzt auch in Stuttgart Häuser mit Fassadendämmungen und anderen Modernisierungen aufwerten. Aktuell droht z.B. einer Krankenschwester in Stuttgart-Ost eine Mieterhöhung von 635 auf 857 Euro für eine 57 Quadratmeter große Wohnung. Das muss die Stadt verhindern. Es darf nicht sein, dass die Stadt diese Mietervertreibung auch noch durch eine Modernisierungsförderung subentioniert.“, so Brigitte Schulz von der Mieterinitiative Vonovia.