Zerstörung Keltersiedlung Teil 2 – Abriss von 24 Häusern mit guter Bausubstanz
Die SWSG hat Mitte März mit der Zerstörung von 24 Häusern in der Keltersiedlung in Zuffenhausen begonnen.
Für 75 zusätzliche Wohnungen werden 105 Wohnungen mit guter Bausubstanz abgerissen. Dafür will die SWSG 40 Millionen Euro investieren. Das bedeutet, dass jede zusätzliche Wohnung mindestens 533.000 Euro kostet. Zusätzlich muss die Stadt einige Millionen aufbringen um die Altlasten zu entfernen.
„Knapp 90% der der Abrisswohnungen werden durch Neubauwohnungen zum selben Mietpreis ersetzt“ erklärte der SWSG-Pressesprecher gegenüber der Stuttgarter Zeitung (22.2.2017).
Es gibt einen Propagandavideofilm der SWSG in dem die Siedlung mit ihren vielen Bäumen und Grün zu sehen ist. Den Video-Film gibt es hier zu sehen.
Der technische Geschäftsführer der SWSG, Herr Caesar behauptet in dem Video: „Wir werden darauf achten, dass die großen Bäume erhalten bleiben“. Inzwischen sind alle Bäume zwischen den Häusern gefällt. Selbst Bäume, die in einem Gutachten als erhaltenswert eingestuft wurden, wurden geschreddert. Siehe dazu Zerstörung Keltersiedlung Teil 1 auf unserer Website.
Der kaufmännische Geschäftsführer der SWSG, Herr Sidgi, behauptet in dem Video es würden 185 bis 190 Wohnungen entstehen. Im eingereichten Bebauungsplan stehen 180 Wohnungen.
https://cloud.kdrs.de/index.php/s/hJOeimAfnS37810#pdfviewer
Herr Sidgi will mit dem Video erklärtermaßen den Vorwurf zurückweisen, dass günstige Wohnungen für teuere Neubauten abgerissen werden und behauptet allen Ernstes bezüglich des Neubaus: „93 Wohnungen kosten genau 7,50 Euro“.
Diese Zahlen von 7,50 Euro wurden für die Propaganda genutzt um den Abriss zu rechtfertigen.
Anfang 2019 sehen die Zahlen der SWSG für die Neubauten ganz anders aus:
Die neuen Sozialwohnungen mit Wohnberechtigungsschein sollen 8,50 Euro Kaltmiete kosten. Was ist daran noch sozial? Die neun Sozialwohnungen, die es in der Keltersiedlung gab hatten einen Mietpreis zwischen 5,76 Euro und 6,08 Euro. Die Sozialbindung dieser Wohnung lief bis 2024. Trotzdem werden sie 2019 abgerissen.
Die neuen frei finanzierten Wohnungen in der Keltersiedlung sollen 12,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter kosten. Wer kann das bezahlen?
Bisher konnten die meisten Mieter in der Keltersiedlung kostenlos auf der Straße vor den Häusern parken. In den Neubauten kann nur noch in den Tiefgaragen geparkt werden. Dafür verlangt die SWSG 70 Euro Stellplatzgebühren.
Bei den warmen Betriebskosten müssen die Mieter bei den Neubauten mit 3 Euro pro Quadratmeter und Monat rechnen.
Das heißt: 100% der neu gebauten Wohnungen in der Keltersiedlung sind viel teuerer als die bisherigen Wohnungen. Die Durchschnittsmieten in der Keltersiedlung lagen nach Angaben der SWSG bei 7,54 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.
Es bleibt also bei dem was die Mieterinitiative von Anfang an gesagt hat: bezahlbare und gut erhaltene Wohnungen werden für teuere Neubauten abgerissen.
Dazu ein Zitat von Peter Conradi (1932 – 2016), Architekt und langjähriger Bundestagsabgeordneter der SPD:
“ Es ist ein Skandal, dass in
Stuttgart trotz eines grossen Mangels an
bezahlbaren Wohnungen ständig vorhandene
preiswerte Wohnungen abgerissen und durch
teure Neubauwohnungen ersetzt werden.
Viele Sozialwohnungen wurden einst aus
Steuergeldern subventioniert und werden nun
aus spekulativen Gründen abgerissen. Das
ist auch energetisch ein Skandal, denn in der
Regel sind Sanierungen energetisch sinnvoller
als Abriss und Neubau. Ökonomisch kann
man für das Geld, das man benötigt, um
eine bestehende Wohnung abzureissen und
durch einen Neubau zu ersetzen, drei bestehende
Wohnungen sanieren. Aber dabei wird nicht so
viel verdient wie beim Abriss und Neubau.“
Nicht berücksichtigt werden beim Abrisswahn von der SWSG und der Stadt Stuttgart die ökologischen Folgen der Zerstörung von Bäumen, Hecken und Sträuchern und die Vernichtung der sogenannten Grauen Energie, die in den Häusern steckt, sprich die Energie die aufgebracht wurde, die Häuser zu bauen und die in den Häusern steckt. Diese Graue Energie wird beim Abriss vernichtet. Bauschutt und Erdaushub aus Stuttgart wird inzwischen hunderte von Kilometer nach Bayern und Rheinland-Pfalz gekarrt, weil hier die Deponiekosten günstiger sind. Niemand interessiert sich dafür, wieviel C02 dabei produziert wird.
Laut Ausschreibung für die Abbrucharbeiten fällt an Bauschutt an:
4.800 Tonen mineralischer Bauschutt
115 Tonnen Abbruchholz
70 Tonnen KMF Dämmung
11 Tonnen Styropor/Styrodur WDVS, sprich Sondermüll.
Von Asbest ist in der Ausschreibung nicht die Rede. Auf dem Abbruchgelände befinden sich jedoch Säcke mit der Beschriftung über krebserregende Faserstoffe.
Das Foto zeigt, dass die Häuser aus Backstein gebaut sind. Das wäre heute unbezahlbar.
Neu gebaut wird bei der SWSG mit Beton. Sand ist inzwischen ein bedrohter Rohstoff. Für ein Zwei-Familien-Haus werden 200 Tonnen Sand verbraucht.
Das Foto zeigt die Mauern mit Backsteinen und die Dämmung der Außenwände. Das alles wird zerstört.
In den letzten Jahren wurden zwei Fälle öffentlich, in denen die SWSG die Vorschriften bei der Asbest-Entsorgung nicht eingehalten hat. Im April 2015 hat das Gewerbeaufsichtsamt vorübergehend die Abrissarbeiten in der Haldenstraße in Zuffenhausen eingestellt. Mehr dazu gibt es auf unserer Website an anderer Stelle.
Vor einem noch bewohnten Haus fehlt ein Kanaldeckel.
Es liegt nur eine Pappe drüber und ein Baugitter.
Passend zur Abbruchatmosphäre ein Bild von Schülern einer Schule, die in den für den Abbruchhäusern die Wände bemalen durften um ihre Kunstwerke kurze Zeit später den Abrissbaggern zu opfern.
Noch gibt es Eichhörnchen. Aber weil die meisten Bäume und Sträucher gerodet wurden ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie verschwinden.