Neuer Mietspiegel 2021/2022 – Mieter*innen in Stuttgart drohen hohe Mieterhöhungen
Seit Mitte Dezember gibt es für die Jahre 2021/22 einen neuen Mietspiegel. Aus den veröffentlichten Zahlen geht hervor, dass die Mieten in Stuttgart in den letzten zehn Jahren um 45% gestiegen sind. In den letzten zwei Jahren gab es einen Anstieg bei den Mieten um 7,7%. Das ist die höchste Steigerung in den letzten 20 Jahren.
Den Mieter*innen drohen auf der Grundlage des neuen Mietspiegels entsprechende Mieterhöhungen. Bis zu 15% darf die Miete innerhalb von drei Jahren erhöht werden. Auch wenn in dieser Zeit kein Cent in die Wohnung investiert wurde.
Für Wohnungen Baujahr bis 1914 liegt der Quadratmeterpreis Kaltmiete jetzt bei 10.47 Euro, in der Baualtersklasse 1915 bis 1984 sind es 9,90 Euro und für die Baujahre 1985 bis 2020 sind es 10,71 Euro. Für Wohnungen, die nach 2011 gebaut wurden liegt der Mietspiegelwert bei 12,76 Euro. Und für Neubauten nach April 2020 gibt es keine Mietobergrenze durch den Mietspiegel.
Wer im Bad einen Handtuchwärmer hat, bezahlt dafür einen Aufschlag von 58 Cent pro Quadratmeter der Wohnung. D.h. bei einer 50 qm großen Wohnung ist ein Zuschlag von monatlich 29 Euro fällig. Für eine zum Wohnzimmer offene Küche kann der Vermieter einen Zuschlag von 62 Cent pro Quadratmeter der Wohnung verlangen.
Der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen hat am 11.12.2020 über den neuen Mietspiegel und die Erhöhung der Sozialmieten um 7,7% abgestimmt. Tom Adler und Christoph Ozasek, Stadträte von DIE LINKE und in der Fraktionsgemeinschaft FrAKTION (Linke, SÖS, Piraten, Tierschutz) haben den Mietspiegel abgelehnt. Alle Vertreter*innen der Parteien im Gemeinderat haben zugestimmt. Die Beschlussvorlage dazu gibt es hier
Die SWSG will im Jahr 2022 mit einer Erhöhung der Kaltmieten nachziehen. Da sich die SWSG bei der Festsetzung der Mieten nicht an den tatsächlichen Kosten orientiert sondern aus Profitgründen an den Marktmieten des Mietspiegels droht hier eine starke Erhöhung für die Mieter*innen.
Gleichzeitig steigen die Nebenkosten ab 2020 stark an. Grund dafür ist die Erhöhung der Grundsteuer, die Einführung der CO2-Steuer und die Erhöhung der städtischen Gebühren für Müllabfuhr, Niederschlag- und Schmutzwasser. Während die Warmmieten also kräftig steigen werden, stagnieren die Einkommen bzw. sinken sogar auf Grund von Kurzarbeit und Jobverlust. Die Mieterinitiativen Stuttgart stehen vor der Herausforderung dem Mietenwahn noch größeren Widerstand entgegenzusetzen. Dafür brauchen wir die Beteiligung möglichst vieler Mieter*innen. Unterstützen Sie uns.
Der Mieterverein hat in einer Pressemitteilung den neuen Mietspiegel kritisiert. Da der Mieterverein an der Ausarbeitung des Mietspiegels beteiligt war, hätte er durch eine öffentliche Kampagne und die Mobilisierung seiner Mitglieder diesen Mietspiegel verhindern müssen. Wir hätten eine solche Kampagne unterstützt. Hier ist die Kritik zu lesen
Artikel in den Stuttgarter Nachrichten vom 14.12.20 „Mietpreise ziehen um 7,7 Prozent an“