Offener Brief an den Bau- und Wohnungsverein zum geplanten Abriss in der Beethovenstr. 60-70

Stuttgart, den 31.5.2016

Sehr geehrter Herr Wolf,
sehr geehrte Damen und Herren vom Bau- und Wohnungsverein Stuttgart,

mit Ihrer Aussage, das von den Mieterinitiativen erstellte Gegengutachten zur Beethovenstr. 60-70 sei „lächerlich“ (Stuttgarter Nachrichten, 22. Mai 2016) wollen Sie offenbar die Arbeit des von uns beauftragten Architekten abqualifizieren. Weder in den beiden Gerichtsprozessen noch gegenüber der Presse haben Sie mit belastbaren Fakten die Einschätzung unseres Architekten widerlegt, dass die „Bausubstanz in keiner Weise marode oder baufällig“ ist. Selbst das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hat in einem Schreiben vom 18.12.2015 an einen Mieter klargestellt, dass die Gebäude nicht als „minderwertig“ eingestuft werden. Um bei den Kraftausdrücken ’nachzuziehen‘: Wir finden es eher „peinlich“, dass Sie in den letzten zehn Jahren einfach die Instandhaltung der Beethovenstraße 60-70 vernachlässigt haben, und nun Ihre Versäumnisse als Kündigungsgründe herhalten sollen.

Wir sehen, dass es natürlich besser ist, jetzt wo die Zinsen niedrig sind, das Geld für dass man u.U. auch noch Steuern zahlen müsste, doch direkt in die „Aufwertung“ Ihres Häuserbestand zu investieren. Leider bedeutet für viele Mieterinnen und Mieter der Begriff „Aufwertung“ nichts anderes als „Vertreibung“.

Wenn Sie tatsächlich der Meinung sind, dass die Häuser nicht vernünftig zu bewirtschaften seien, dann schlagen wir Ihnen vor, die Häuser den Mietern zum Buchwert zu übergeben. Wir sind sicher, dass sie den Beweis antreten werden, dass die Häuser vernünftig zu bewirtschaften sind – eine entsprechende Preisanfrage seitens der Bewohner liegt Ihnen ja bereits vor.

Mit freundlichen Grüßen
Mieterinitiativen Stuttgart