Alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern droht Wohnungslosigkeit

Wohnen ist ein Menschenrecht
Gnadenlos! Vermieter wirft Mutter mit vier Kindern aus der Wohnung.
 

Bericht in Regio TV am 13.3.2019

Stephanie Schädel hat eine Petition gestartet. Wir rufen auf, sie zu unterzeichnen.

Bericht von Stepahnie Schädel für unsere website

Stuttgart, den 13. März 2019

Ich bin eine alleinerziehende Mutter und lebe seit 2014 mit meinen vier Kindern im schönen Stadtteil Degerloch. Wir zogen damals nach einer schwierigen Trennung nach Stuttgart, da ich einen Arbeitsplatz hier hatte und das Betreuungsangebot für die Kinder besser war.

Nach einem holprigen Start lebten sich alle gut ein und wir sind mit dem Stadtteil und Stuttgart absolut verbunden. Mein damals jüngster Sohn wurde 2016 in die Albschule eingeschult und mein 15 jähriger wird 2020 seinen Abschluss an der Fritz-Leonhardt Realschule absolvieren.

Im Jahr 2015 verlor ich krankheitsbedingt meinen Vollzeitjob. Unseren Unterhalt bestreite ich von Kindesunterhalt, Kindergeld und aufstockend Alg2 seit 2016. Leider kam es beim Kindesunterhalt in größeren unregelmäßigen Abständen zu Zahlungsverzögerungen um ein paar Tage was wohl daran lag das das Konto des Vaters nicht gedeckt war zum Zeitpunkt der Abbuchung. Dies hatte für mich zur Folge, dass ich unsere monatliche Miete dann ebenfalls erst verzögert um ein paar Tage (Tage nicht Monate) zahlen konnte jedoch immer im gleichen Monat ohne Rückstände.

In zwei Jahren – zuletzt in 2017 – konnte ich die Miete je zweimal erst mehrere Tage verspätet bezahlen. Deshalb wurde mir die Wohnung gekündigt. Bis heute bestehen keine Mietrückstände. Als ich im fünften Monat schwanger wurde, wurde eine Räumungsklage eingereicht. Ich habe einiges unternommen um eine Räumung abzuwenden, jedoch lies der Vermieter nicht mit sich reden. Am 23.05.2018 war nun unser Verhandlungstermin zur Räumungsklage. Ich hatte dann ein Baby, das ich mit in den Gerichtsaal nehmen musste. Die Richterin hatte bereits zum Anfang der Verhandlung ihr Urteil klar gegen uns gefällt, was sie auch kundtat. Auf unseren persönlichen Härtefall wurde in keiner Weise eingegangen. Sie bot mir an mich zu äußern, sagte aber gleich sie wird für eine Räumung entscheiden ich könnte froh sein wenn mir der Vermieter mehr Zeit gibt. Da ich nicht die finanziellen Mittel hatte gegen einen Räumungsurteil in Berufung zu gehen und wegen des Rats der Anwältin, stimmte ich dem Vergleich zu, der sich völlig gegen mich richtete. Später erkannte ich, dass ich diesen Vergleich nicht zustimmen hätte dürfen.

 

Bis heute hab ich vergeblich versucht eine neue Wohnung zu finden. Auch war es mir nicht möglich trotz Wohnberechtigungsschein der Stadt und Wohnungscoaching durch das Jobcenter sowie diverser anderer Bemühungen, geeigneten Wohnraum bis jetzt zu finden.

 

Der Wohnungsmarkt in Stuttgart ist ja bekannt und nicht wirklich familienfreundlich erst recht nicht für Alleinerziehende. Hier im Haus bin ich nur noch geduldet Sollten wir geräumt werden bedeutet das für meine Familie mehr als nur ein Ortswechsel.

Es ist absolut katastrophal das zwei meiner Kinder die Schule vor Ablauf der Grundschulzeit bzw. vor erworbenem Abschluss noch einmal wechseln müssen. Es bricht mir das Herz zu sehen wie mein 8- Jähriger jetzt schon Angst hat seine Schule, Freunde, gewohntes Umfeld verlassen zu müssen bis hin zu seinem Zimmer was er sehr liebt. März 2019 bedeutet auch mitten im Schuljahr.

Ich muss mein kleines soziales Umfeld aufgeben, war doch immer schnell Hilfe da wenn ich sie brauchte oder ich wegen meiner chronischen Krankheit mal wieder in der Notaufnahme landete und die Kinder betreut werden mussten. Noch dazu weiß ich nicht wie ich einen Umzug finanzieren soll. Für meinen Neugeborenen Sohn (3.3.2018) hatte ich bereits Aussicht auf einen Betreuungsplatz unweit unseres Hauses um mir nach der Elternzeit wieder einen Job suchen zu können.

 

Wir sind hier Opfer und werden doch wie Täter behandelt. Wir sind unverschuldet in diese Situation gekommen und werden dafür mit Wohnungslosigkeit bedroht. Mir reißt es den Boden unter den Füssen weg und ich bin wirklich sehr verzweifelt.

 

Hätte ich meine Miete nicht gezahlt über mehrere Monate so kann ich eine Kündigung abwenden indem ich es nachzahle. Zahle ich jedoch jeden Monat und es kommt sehr vereinzelt zu einer verspäteten Zahlung muss ich raus. Ergibt das wirklich einen Sinn?

 

„Zwei Wochen haben wir noch“, ist meine Antwort auf die Frage meiner Kinder ab wann wir obdachlos sind. Es ist mir vollkommen klar dass die Wohnungssituation in Stuttgart katastrophal ist und sich seit 2015 noch weiter verschlechtert hat. Wie dem auch sei das Rechtssystem des Amtsgerichts Stuttgart, die Stadt Stuttgart selber und alle Ämter die ich in den letzten sechs Monaten bzüglich meiner Wohnungssituation betteln angeschrieben habe, haben auf ganzer Linie versagt.

Nicht nur dass mir in der kompletten Zeit nur ein Wohnungsangebot gemacht wurde aber zudem auch noch mit dem Wissen, dass gerade diese Wohnungsgenossenschaft Wohnungen an mir gleichgestellten nicht vermietet. Ich bin froh dass mein 12 Monate alter Sohn noch nicht versteht was gerade passiert. Doch meinen älteren 3 Kinder ist es Glasklar und sie sind mehr als verängstigt was nach dem 31.03.2019 aus uns wird. Meine ganze Energie investiere ich, ihnen ein so normales und konstantes Leben zu schenken soweit es möglich ist doch ich habe keine Energie mehr.

Ich starte diesen öffentlichen Aufruf weil ich am Ende meiner Möglichkeit angekommen bin. Dies ist eine sehr persönliche Angelegenheit und somit nicht einfach damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Das Wohlgehen und die Stabilität meiner Kinder und mir geht jedoch meinem Stolz voraus.

Wir werden ab 31.03.2019 aus unserem Zuhause gnadenlos rausgeschmissen ohne Aussicht auf eine neue Wohnung. Dies ist ein sehr ernsthafter und verzweifelter Aufruf von mir und meiner Familie. Ich bete dass meine Nachricht jemanden erreicht der uns helfen kann. Ich möchte betonen dass Mietschulden nicht der Grund sind. Es kam zuletzt im Februar und Oktober 2017 zu Verspätungen der Mietzahlung um ein paar Tage da der Kindsvater den uns zustehenden Unterhalt verspätet zahlte. Durch Fälligkeitsumstellung von unter anderem staatlichen Zahlungen ist seit Oktober 2017 gesichert, das verspätete Zahlungen ausgeschlossen sind.

Über eine Anzeige, mit der ich eine Wohnung gesucht hab, hab ich zwar kein Wohnungsangebot bekommen, aber mehrere Zuschriften von Familien, die in einer ähnlichen Situation sind. Gleichzeitig erfahre ich, dass in der Forststraße ein Haus mit acht Wohnungen aus offensichtlich spekulativen Gründen leer steht. Es darf nicht sein, das Häuser ohne Menschen sind und Menschen ohne Häuser.